Berühren & Spüren
Im Verständnis
der Craniosacralen Biodynamik ist die Kunst der Wahrnehmung durch
die Berührung das Zentrum unserer Arbeit. Spüren geschieht
durch Berühren, und die Berührung baut eine kraftvolle
Beziehung auf. In unserer Kultur hat Berührung vielfältige
Bedeutungen. In diesem Zusammenhang ist es die therapeutische Berührung
des Praktizierenden. Dies ist idealerweise eine Berührung,
die ruhig und neutral ist, mit der Absicht, aktiv hinzuhören
und Bezug zur inneren Gesundheit zu nehmen.
Bei dieser Arbeit muss der Praktizierende eine
Berührung entwickeln, die offen ist für die Wahrnehmung
auf allen Ebenen. Wenn wir das System eines Menschen berühren
und spüren, muss unsere Berührung wahrhaft hörend
sein. Dies ist eine Art von Berührung, die nicht einschränkt,
nicht einengt, und die Struktur und Funktion des Gewebes, das berührt
wird, nicht behindert. Ebenso darf sie weder deren Aktivitätenbereich
einschränken, noch deren Bewegungen beeinträchtigen.
Kontakt ist die Fähigkeit des Praktizierenden,
zur Klientin und zum Klienten zu gelangen und ihr / ihm dort zu
begegnen, wo sie / er sich befindet, und nicht dort wo wir sie /
ihn gerne hätten. Es ist wichtig für den Praktizierenden,
sich der Klientin und dem Klienten von einem "neutralen Punkt"
zu nähern; und dabei nichts zu wollen, zu fordern oder zu erwarten,
sondern einfach nur auf die innere
Gesundheit zu hören, diese anzuerkennen und zu
unterstützen. In diesem Zustand der Gegenwärtigkeit helfen
wir dem System, das zu tun, was in ihm bereits vorhanden ist und
was es von sich aus tun möchte.
Das Entstehen einer Veränderung, seine
Prioritäten und Abläufe, ist bereits im Inneren des Systems
der Klientin und des Klienten vorhanden. Es ist Aufgabe des Praktizierenden,
fähig zu sein zu hören, und in einer achtsamen Beziehung
zu sein mit dem, was dabei wahrgenommen wird. Im cranialen Verständnis
ist das Spüren das Zentrum, das Kernstück dieses Prozesses.
Das ist das Gebiet, auf dem sich Veränderungsprozesse entfalten
können.
Im Wesentlichen ist es eine Berührung,
die dem Gewebe des Körpers ermöglicht, so zu sein, wie
es ist, und somit seine Geschichte erzählen
kann. In der Tiefe dieses Kontaktes ist der Praktizierende in direkter
Verbindung mit der lebendigen Geschichte des Klienten / der Klientin.
Wenn diese Verbindung sich entfaltet, entdecken
wir, dass der Vorgehensplan bereits in diesem Zustand präsent
ist, und sich auf natürliche Weise entfaltet. In diesem weitläufigen
Feld der Wahrnehmung wird das Gewebe und die Kräfte, die es
enthält, in klarer Weise die Geschichte erzählen, aus
der heraus die Antwort selbst entsteht. Die Aufgabe und Herausforderung
für den Praktizierenden ist es, zu horchen, die Sprache der
Gesundheit zu hören, und angemessen darauf zu antworten.
Quelle: Franklyn Sills, Professional
Training in Craniosacral Biodynamics
Übersetzung: Klemens Spiegel
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